An der Unteren Argen

von Michael Wenzel (Fotos: Jürgen Jauch)

Mein erster Blick von der Brücke in Unterried ins Wasser lässt mich ein wenig Skeptisch werden. Das Wasser ist nach vielen Regenfällen im Allgäu doch ziemlich angetrübt. Was soll's denke ich mir, der Spaß kostet dich ja keinen Cent also los....Ich hatte beim Fliegenbindewettbewerb von www.royal-flyfishing.de eine 3 Tage Fischkarte mit 2 Übernachtungen incl. Halbpension im Terrassenhotel Isnyland in Isny im Allgäu gewonnen und war im Anschluss an mein jährliches Fischen zur Maifliegenzeit an der Wiesent hierher weiter gefahren. Nach dem Einchecken im Hotel sprach ich kurz mit Herrn Garbs dem Hoteldirektor und der riet mir als "Neuling" doch einfach am unteren Ende von Revier 1 anzufangen und hier war ich nun. An der linken Seite der Brücke ist ein deutlich zu erkennender, ausgetrampelter Pfad ans Wasser den ich nun auch nahm. Den ersten Pool an der Brücke lies ich aus, weil ich mir vorgenommen hatte zwar vorsichtig zu pirschen, jedoch auch möglichst viel von der Strecke zu sehen. Wegen des trüben Wassers fischte ich zunächst mit einer kleinen O.E. Baetis stromauf und in einem der nächsten Pools, an dessen Kopf ein großes Rohr in die Argen mündet, wurde die Drift der Nymphe das erste mal unterbrochen und ich war an einem Fisch fest. Es war eine Bachforelle, die knapp über 40 cm maß. Nach kurzem Drill wurde der Fisch wieder in sein Element entlassen und ich war schon zufrieden, denn das hatte ich nicht erwartet.

In der Höll

Ich ging weiter stromauf und kam an einen sehr lang gezogenen und sanft nach rechts gebogenen Lauf. Beim beobachten des Wassers vom unteren Ende dieses Zuges sah ich etwa in der Mitte der Strömung einen kleinen Steigring. Was das wohl für ein Zwerg gewesen ist dachte ich bei mir und wollte weiter mit der Nymphe fischen, da stieg der Fisch an gleicher Stelle wieder. Hm, sollte ich wirklich eine Trockene anbinden und es versuchen? Da ich eingefleischter Nymphenfischer bin ist das meist keine Frage für mich aber dieser Fisch interessierte mich doch irgendwie. Und er stieg wieder! Na gut, versuchen kann man es ja und ich entschied mich für eine Klinkhammer in Original LT (Light Tan) #14. Schon der erste Wurf passte dem Fisch und er nahm sie. Direkt nach dem Anhieb merkte ich, dass ich mich in der Größe dieses Fisches doch ziemlich verschätzt hatte, denn als ich ihn schließlich landete konnte ich gute 43 cm messen...So arbeitete ich mich immer weiter stromauf vor, wobei ich doch an manchen Stellen mit meinen Watstiefeln nicht weiter kam und einen kurzen Trip über das Ufer nahm. An jeder Stelle, die verdächtig nach Fisch aussah versuchte ich es abwechselnd mit Nymphe und Trockenfliege und fast überall waren Fische zu fangen. Jedoch zu beobachten war kaum einer davon und das änderte sich auch nicht wesentlich als das Wasser an den nächsten beiden Tagen deutlich klarer wurde. Aber auch wenn man sie kaum sehen kann sind sie da und das nicht zu knapp!

Irgendwann erreichte ich eine Stelle, die "Höll" genannt wird. Hier fließt die Argen an beeindruckend hohen, schroffen Abbrüchen vorbei und bildet eine wirklich traumhafte Kulisse. An schönen Tagen jedoch teilt man sich diese Stellen mit Sonnenbadern und Schwimmern, die auf den hellen Kiesbänken lagern. Bei meinem Besuch vom 13.-15.06.2008 allerdings war das Wetter mit wechselnder Bewölkung und max. 20 Grad zum Fischen aber nicht zum Baden ideal und ich hatte diese Stellen für mich alleine. Ich war etwa bis zur Mitte der "Höll" gekommen als ich feststellte dass es bereits 17 Uhr war und ich wieder zurück musste wegen des Abendessens, aber ich wollte am nächsten Tag wiederkommen und mir den Rest des Revier 1 bis zur obersten Grenze anschauen. Alleine an der unteren Argen hat man zwar die Möglichkeit insgesamt 5 Reviere zu befischen, dazu noch 2 Bäche (die Ach und die Eschach) und einen Baggersee, aber da ich nur 3 Tage mit An- und Abreisetag hatte, wollte ich mich ausschließlich um das etwa 3,5 km lange Stück des Revier 1 kümmern. Am Abend im Hotel lernte ich dann meinen direkten Zimmernachbarn (Jürgen Jauch) kennen, der wie er selber sagte ein absoluter Einsteiger im Fliegenfischen ist. Wir verstanden uns auf Anhieb gut und beschlossen den nächsten Tag zusammen zu fischen, wobei ich mich gerne bereit erklärte ihn zu coachen und zu guiden. Da wir diesmal den ganzen Tag Zeit hatten fuhren wir wieder zur Brücke nach Unterried und ich sah mir die Strecke wieder an, diesmal jedoch bei deutlich klarerem Wasser. Beim Fischen in der Höll

Ich beschränkte mich fast ausschließlich darauf Jürgen nun mit Rat und Tat zur Seite zu stehen und nach ein wenig Theorie und Praxis bekam er unverhofft einen so heftigen Biss beim Stromabfischen mit der Nymphe, dass er nicht darauf gefasst war und sich der Fisch durch Vorfachbruch verabschiedete. Ich muss immer noch über den verdutzten Gesichtsausdruck schmunzeln...Wir fischten weiter Seite an Seite stromauf und erreichten schließlich auch wieder die "Höll", wo er immer vor mir fischte und auch immer wieder Bisse bekam aber leider keinen davon so richtig verwerten konnte. Aber er war zuversichtlich und ich bin mir sicher, dass dies ein Ansporn für ihn war und ist die Fliegenfischerei fortzuführen. Am oberen Ende der "Höll" hatte ich dann einen guten Biss auf eine kleine unscheinbare, dunkle Nymphe deren Namen ich nicht mal kenne, die aus der Hand meines guten Bekannten und erfolgreichen Fliegenbinders Bernhard Brall stammt. Der Drill verlief undramatisch und schon bald konnte ich eine wirklich schöne Bachforelle keschern und anschließend in die Kamera halten, die Jürgen dankenswerter Weise bediente. Auch dieser Fisch wurde wie alle gefangenen schonend zurückgesetzt. Wir fischten weiter und auf halbem Weg von der "Höll" zur oberen Grenze trafen wir auf 3 Schweizer Fischerkollegen, die uns berichteten, dass sie im Revier 2 und 3 unterwegs gewesen waren. Sie hatten mäßigen Erfolg zu verbuchen und waren nun sehr froh darüber hier oben im Revier 1 zu sein. Ihrer Meinung nach wäre das Wasser unterhalb immer noch um einiges trüber und es würde auch nichts steigen. An der Stelle an der sie sich nun befanden war das ganz anders, jedoch schien es sich bei den steigenden Fischen eher um kleinere zu handeln. Festlegen möchte ich mich aber nicht darauf, denn ich hatte mich ja schon mal deutlich verschätzt!

Eine Gute

Wir beschlossen die Kollegen weitläufig zu umgehen und gingen auf dem Weg der die Argen zeitweise begleitet nun direkt bis zur obersten Grenze einer alten Steinbrücke. Ein Stück unterhalb der Brücke stürzt die Argen über einen kleinen Wasserfall und ergießt sich dann in einen tiefen Gumpen. Am Ende des Gumpens liegen große Steine im Wasser hinter denen sich noch ein weiterer Gumpen anschließt. Dort stellte ich mich hin während Jürgen es von oberhalb stromab probieren wollte. Da nichts stieg, was jedoch nicht heißen soll, dass keine Fische nach oben zu bringen wären, fischte ich weiter mit der kleinen Nymphe von Bernhard Brall. Herr Garbs hatte mir am Tag zuvor gesagt, dass in Revier 1 durchaus Fische bis 60 cm vorkommen und das gerade diese beiden Pools eine der Stellen wären wo solche Fische immer wieder vorkommen. Und es kam wie es kommen musste. Schon bei einer der ersten Driften nahm ein sehr guter Fisch die Nymphe, den ich aber nicht landen konnte, weil er nach kurzer Zeit die Widerhakenlose Nymphe einfach abschüttelte. 3 Fische konnte ich noch aus den Pools kitzeln. Aber keiner von ihnen kam auch nur annähernd an die Größe des ersten heran... Wir verbrachten noch ein wenig Zeit hier oben und machten uns dann auf den Weg zur unteren Grenze, wo wir das Auto geparkt hatten, jedoch nicht ohne an der ein oder anderen guten Stelle noch einmal anzuhalten. Hierbei konnte ich auf einem relativ flachen Stück noch eine schöne Bachforelle mit der Klinkhammer überlisten, die ihr Element wirklich kannte. Sie zog immer wieder unter eine unterspülte Wurzel und ich musste schon ein wenig Geschick aufbringen um sie da raus zu halten ohne das 14er Vorfach zu gefährden.

 

Zusammenfassend möchte ich folgendes anmerken:

Die Untere Argen ist ein wirkliches Top Fliegenfischergewässer welches einen Besuch lohnt. Das natürlich nicht zuletzt wegen des Terrassenhotels Isnyland mit seiner ausgezeichneten Küche. Der Fischbestand ist, soweit sich das aus einem so kurzen Besuch wie dem meinen sagen lässt sehr gut. Ich bin wirklich kein Statistiker aber da Herr Garbs mich gebeten hat die Fänge in der Karte zu vermerken komme ich auf folgende Resultate. An den 3 Tagen (mit An- und Abreisetag) habe ich ca. 12 Stunden gefischt. Dabei konnte ich ausschließlich Bachforellen fangen und zwar 29 Stück. Von diesen waren 12 über 37 - 45 cm.

Eine Sache hat mich doch ein wenig stutzig gemacht. Gerade die größeren Forellen waren im Drill eher müde und lange nicht so fit wie man es von ihrer Größe erwartet hätte. Zum Vergleich ziehe ich hier die Forellen aus der Wiesent heran. Dort sind die Forellen äußerst kampfstark und selbst kleine Exemplare liefern aufregende Drills. Ich kann nicht sagen woran dies bei den Fischen an der Argen liegt es soll nur nicht unerwähnt bleiben.