Blau gemacht!

Von Michael Wenzel

Das Telefon klingelt. Ich hebe ab und höre Christian am anderen Ende sagen: „Blau“.  „Holla, so früh am Tag ?“ frage ich zurück. „Nein, nein nicht was Du wieder denkst“ entgegnet  er mir. Im weiteren Verlauf des Gesprächs sollte sich alles klären. Christian fragte mich, ob ich Lust hätte Ende September mit an die Blau zu fahren. Ich hatte, denn von diesem Kreideflüsschen in der Nähe von Ulm hatte ich schon einiges gehört. Seine Frau Stefanie war auch mit von der Partie und so ging es ein paar Wochen später los.

Gebucht haben wir das ganze über die Angelstube Förg in Ulm, die ein Komplettangebot incl. Hotel im Programm haben.

Am Tag unserer Anreise bezogen wir schnell unsere Zimmer, nahmen einen kleinen Snack ein und fuhren die ca. 3 km ans Wasser. 

Die Blau ist ein zwischen 10-15 m breiter Kreidefluss, der aus dem berühmten Blautopf entspringt, sich seinen Weg am Fuße der Schwäbischen Alb bahnt und dann in Ulm in die Donau mündet. Das Wasser fließt sehr ruhig dahin und durch die gute Sichtigkeit kann man auch in den tieferen Partien noch das sich in der Strömung wiegende Kraut erkennen. Jedoch nur bei äußerst vorsichtiger Annäherung hat man die Chance hin und wieder einen Fisch zu beobachten. Das dies nicht am Fischmangel liegt kann jeder selbst feststellen, der sich einmal auf die kleine Fußgängerbrücke über die Blau begibt. Dort sieht man Bach- und Regenbogenforellen der verschiedenen Größen ruhig in der Strömung stehen. Das Schauspiel allerdings das entsteht wenn man beginnt die lieben Kleinen mit Brötchen zu füttern ist der wahre Augenschmaus.

Genau unter dieser Brücke begannen wir zu fischen. Im warmen Sonnenschein ( ca. 20° C) versuchte ich mich etwa eine Stunde lang mit kleinen Nymphen an ein paar Bachforellen nicht weit vom Ufer. Die schauten zwar immer wieder interessiert was ich wohl jetzt wieder anzubieten hatte, verzichteten aber dankend. Wir beschlossen nun etwas weiter stromaufwärts zu gehen, da die beiden anderen auch nicht mehr Erfolg hatten. Auf dem Weg fiel uns auf, das neben den schon recht zahlreich umherflatternden Köcherfliegen auch ein Schlupf ganz kleiner gelblicher Eintagsfliegen begonnen hatte. Was uns nur ein bißchen verwunderte war die Tatsache das die Fische davon überhaupt keine Notiz zu nehmen schienen. Die beiden anderen ließen sich an einem Plätzchen nieder und versuchten ihr Glück. Ich wollte noch ein bißchen weiter rauf um mich noch umzusehen. Nach einem kurzen Fußmarsch erreichte ich ein kleines Waldstück, das so dicht bis an den Fluss gewachsen war, das an ein weiterkommen nicht oder nur schwer zu denken gewesen wäre. Ich wollte gerade wieder umdrehen da gab es ein paar Meter oberhalb einen mächtigen Schwall. Von meiner Position aus konnte ich den Platz gerade so erkennen, aber an einen sauberen Wurf war nicht zu denken. Ich blieb noch eine weile zum beobachten da. Der Fisch (oder mehrere?) schlugen noch ein paar mal zu bevor ich ging. Ich würde wiederkommen, allerdings von der anderen Flussseite. Als ich wieder bei den anderen war erzählte ich ihnen nichts, da ich einen Plan hatte. Ich fragte sie ob wir noch mal zur Brücke gehen wollen. Beide lehnten ab, da sie inzwischen ein paar Forellen überlistet hatten. Dort angekommen schaute ich mich um. Die Eintagsfliegen  waren noch da aber kein Ring zeigte sich. Trotzdem band ich eine kleine gelbliche Trockenfliege an (ca. 18er Haken). Schon der erste Wurf brachte eine wunderschöne Bachforelle von ungefähr 35 cm. Dann folgte eine Regenbogen von etwa 40 cm. Durch meine Rufe waren Stefanie und Christian herbeigeeilt und wir konnten die ersten schönen Bilder schießen. Den restlichen Tag verbrachten wir nun  an der Brücke und an der Strecke bis zur unteren Grenze.

Am nächsten Tag sollten die Forellen auch etwas von unserem Frühstück haben. Die Brötchen die wir mitbrachten wurden nur allzu gern angenommen. Wir hatten viel  Spaß und die Forellen zeigten wirklich beeindruckende Akrobatik.

An diesem Tag erkundeten wir die ganze Strecke bis zur oberen Grenze. Besonders angenehm war, das die Wiesenlandschaft  in die die Blau hier gebettet ist nicht durch irgendwelche Zäune verbaut ist. Auch führt kein Weg am Wasser vorbei, sodaß man wirklich ungestört ist. Ich habe selten so gut am Wasser gedöst wie hier! Die Fische die wir den ganzen Tag über fingen waren fast alle um die 40 cm. Dabei handelte es sich ausschließlich um Bach- und Regenbogenforellen. Die hier auch vorkommenden Äschen zeigten sich uns nur in Form von zwei Miniexemplaren. Wie uns von einheimischen Fischern berichtet wurde gibt’s jedoch auch große. Einer der Höhepunkte des Jahres ist auch hier sicherlich die Maifliegenzeit. Ende Mai , Anfang Juni hat man dann die Chance eine der großen Fünfpfünder (oder vielleicht ein bißchen mehr ) aus den tiefen Gumpen zu locken und zum Steigen zu bringen.

Am späten Nachmittag machten wir uns so langsam auf den Rückweg zum Auto. Die Stelle vom Vortag, an der es so mächtig geplatscht hatte war von uns noch nicht befischt worden. Mit ein wenig Geschick lenkte ich unseren Weg so, daß Christian dort als erster ankam. Er war zu der Zeit mit einer kleinen Gespliessten unterwegs mit der er trocken fischte. Ich setzte mich ins Gras und sah zu wie er seine Devaux-Caddis schwimmen ließ. Als nach einiger Zeit noch immer nichts passiert war sagte ich betont gelangweilt zu ihm: „ Werf doch mal da hinten hin!“ und deutete auf einen Punkt am gegenüberliegenden Ufer. „Nö“, kam es zurück.

Ich wartete eine Weile und sagte das gleiche noch mal. Ich erhielt wieder die selbe Antwort. Christian kann stur wie ein Auerochse sein. Als ich ihn noch ein paar mal genervt hatte drehte er sich zu mir um und drückte mir die Rute mit den Worten: „Mach doch selber“ in die Hand. Na gut dachte ich mir , „dann werde ich diesen Zahnstocher mal testen“. Ich zog ein wenig mehr Schnur von der Rolle, machte ein paar Leerwürfe um mich ein bißchen mit der Rute vertraut zu machen und setzte die Fliege an die anvisierte Stelle. Sie schwamm ungefähr 10 cm und verschwand in einem schönen Schwall. Rute anheben und los ging’s. Da ich vorher noch nie mit einer Gespliessten gedrillt hatte ging ich wohl ein wenig zu forsch an die Sache heran. Die Forelle störte das nicht sonderlich, allerdings sah ich Christian wie Rumpelstilzchen aufgeregt von einem aufs andere Bein hüpfen. Nach dem Landen, Fotografieren und zurücksetzen der 43 cm Fario  brauchte Christian für den Rest des Tages nicht mehr für den Spot zu sorgen. Ach heute lachen wir noch herzlich über diese Geschichte.

Die Fliegen mit denen wir erfolgreich waren deckten im großen und ganzen das Spektrum  ab, das uns auch von der Angelstube Förg empfohlen worden war.

Kleine Nymphen und Aufsteiger in gedeckten Farben (14-20er), Goldkopfnymphen die etwas größer sein dürfen, kleine gedeckte und gelbliche Trockenfliegen (14-20er) sowie Caddis-Dry`s (12-14er). Bei den Streamern verwendeten wir fast ausschließlich schwarze  Conehead- Kaninchenmuster (2-6er).

Noch zu erwähnen bleibt das wir ausnahmslos ohne Wiederhaken fischten und das alle Fische schonend zurückgesetzt wurden.

 

Weiter Informationen erhält man über:

Angelgeräte Förg

In der Wanne 47/1

89075 Ulm

Tel.: 0731/55 27 43

Fax : 0731/55 25 42

 

Tageskartenpreis lag in 2000 bei  45,- DM.