Die Green Damsel

von Michael Wenzel

Als wir vor einigen Jahren beschlossen mal zum Fischen nach Holland zu fahren und zwar speziell ans Oostvoornse Mer, überlegte ich mir im Vorfeld was für Fliegen man wohl an ein Stillwasser mitnehmen sollte. Gänzlich unerfahren mit der Fliegenfischerrei an so solch einem Gewässer blätterte ich diverse meist Englischsprachige Literatur durch. Dort gab es unzählige Muster, die man "unbedingt" haben sollte, darunter allerlei Streamer, Nymphen, Midges, Trockenfliegen etc. Unter all den Vorschlägen tauchte jedoch auch immer wieder der einer Damselnymphe auf, also die Nymphe der Kleinlibellen. Da wir im Mai dorthin wollten und ich eher Pragmatisch veranlagt bin und nicht so sehr der Fan des Mitschleppens dutzender verschiedener Muster bin, kreierte ich mir also kurzerhand ein paar solcher Nymphen nach meinen Vorstellungen und packte sie in meine Weste.

Der Tag den wir ausgewählt hatten war der 19. Mai und das Wetter zeigte sich morgens mit Wind und bedecktem Himmel als wir nach 3 Stunden Fahrt ankamen. Ralli, Stefanie und Christian waren zwei Wochen vorher schon einmal in Oostvoorne gewesen jedoch ohne mich, weil ich an diesem Termin nicht konnte. Sie hatten sehr gut gefangen nachdem sie auf Rallis Ratschlag gehört hatten (er war früher schon öfters dort) und den ganzen Tag mit Wasserassel Imitationen gefischt hatten. Diese fischt man an der Trockenschnur und einem 3,5 - 4 m langen Vorfach. Man wirft aus und führt die unbeschwerte Nymphe ganz langsam (fast Zeitlupentempo) zurück. Wasserasseln sind halt keine schnellen Schwimmer. Ich ließ mich breitschlagen, denn ich bin absolut kein Freund dieses meiner Meinung nach zu passiven Fischens und knüpfte auch ein solches "Ding" an mein Vorfach und wir begannen zu fischen und ich fing.......natürlich nichts! Den anderen erging es aber auch nicht besser und so konnte man die Schuld natürlich prima auf die blöden Wasserassel Imis schieben was wir na klar auch taten.

Nach dem Mittagessen gingen wir zurück an eine der Stellen, die wir vormittags schon ausgiebig "beharkt" hatten und ich band, na was wohl, eine der Damselnymphen an. Die Sonne war herausgekommen aber der Wind war noch da. Ich warf aus soweit es ging und strippte die Nymphe fast in Streamermanier zurück. Man was für eine Wohltat endlich mal wieder das Gefühl zu haben aktiv zu fischen. Den Fischen schien das auch besser zu gefallen, denn schon beim zweiten Wurf hakte ich eine ca. 60 cm lange Regenbogen, die wirklich formschön aus dem Wasser schnellte und beim zurückfallen ganz locker das Vorfach sprengte! Super......also Nymphe Nr.2 ans Vorfach und weiter. Es dauerte wiederum nur ein paar Würfe und nach einem beherzten Drill konnte ich meine erste Oosvoorne Regenbogen landen. Diese war auch ein ähnliches Kaliber wie die vorherige und ich freute mich wie Bolle wohl die richtige Fliege gebaut zu haben. Ich fischte weiter und man wird es sich sicher denken ich fing eine weitere tolle Forelle. Danach war ich nur noch Statist, denn die Fliege die ich am Vorfach hatte und die noch verbleibenden beiden in meiner Weste "musste" ich natürlich sofort an die anderen abgeben *zwinker*. Auch sie fingen nun Fische, so dass an diesem Tag niemand als Schneider nach Hause fuhr.

Seitdem gehört diese Nymphe zu meinen absoluten Favoriten fürs Stillwasser und das hat sie seither bei vielen Touren nach Oostvoorne immer wieder eindrucksvoll bewiesen. In 70% der Fälle konnte ich mit diesem Muster zumindest einen Fisch dort überzeugen, was bei einer Durschnittsgröße von 55-60 cm der Forellen dort toll ist, denn auch wenn ich nur eine pro Tag fange lohnt sich in meinen Augen die Fahrt dorthin.

 

Green Damsel

Materialliste:

Haken: Tiemco TMC 3769, # 10-12

Schwanz: Marabufedern, oliv

Körper: Marabu, oliv

Rippung: Golddraht

Thorax: Kaninchen, oliv (Dubbingschlaufentechnik)

Flügelscheide (optional): Fasan, dunkel

Augen: Kettenaugen, messing

Exemplar gebunden von Michael Wenzel auf TMC 3769, #12