Die Oliver Edwards Heptagenia

von Michael Wenzel

Die verschiedenen Arten der Heptageniidae haben mich schon von Anfang an meiner Fliegenfischerlaufbahn fasziniert, doch ich muß leider zugeben, daß ich sie in Fischereilicher Hinsicht total vernachlässigt habe. Aber damit stehe ich nicht alleine da, wie ich über Jahre herausgefunden habe. Das liegt wohl, wie auch bei mir daran, daß sie Bindetechnisch eine große Herausforderung darstellen. Ihr Erscheinungsbild mit dem flachen, jedoch stark verbreiterten Brust-Kopfbereich sind nicht einfach hinzubekommen....dachte ich immer!

Doch da kam, wie könnte es auch anders sein, wieder unser alter Bindefuchs Oliver Edwards ins Spiel und zeigte u.a. in seinem Buch, wie das Problem ziemlich einfach zu lösen ist. Seine Art, durch das Einbinden eines starken Monofils mit abgeflachten Enden eine Basis zu schaffen, die mit Dubbing überbunden wird, um danach eine lage Raffia (oder auch Raffene genannt) darüber zu ziehen und zu lackieren löst das Problem sehr elegant.

In seinem Buch "Meine besten Fliegen" bindet er bei den Mustern die Beine noch mit Federn, die dann verklebt werden, was mir nicht so gut gefällt. In seiner DVD-Reihe "Essential Skills" jedoch bindet er Gummistreifen ein, die mit einem sogenannten "Niedertemperaturkauter" (einem Werkzeug aus der Augenchirurgie!) eingeknickt werden. Genial! Ich habe genau diese Technik benutzt, allerdings verwende ich anstatt der Gummistreifen Mikrochenille, welches meiner Meinung nach eine noch bessere Optik darstellt. Mit dem Kauter flämme ich dann noch die feinen Haare der Beine bis zum Knick ab, so daß Haare nur vom Körperansatz bis zum Knick übrig sind. Auch beim Abdomen habe ich eine kleine Änderung vorgenommen. Ich verzwirne dabei die Straußenfedern nicht mit einem Streifen Flexibody sondern direkt mit dem Bindefaden. Das erscheint mir stabiler.

Beim Fischen haben sich diese Muster sehr bewährt, was ich angesichts ihrer Optik auch nie bezweifelt hätte. Ich fische sie wann immer es sich anbietet in der Liftmethode d.h. ich lasse die Nymphe vor dem Standort des Fisches (sichtbar oder vermutet) aufsteigen. Aber auch Dead-Drift gefischt und/oder in Kombination mit der O.E. Baetis bringt dieses Muster Erfolg.

O.E.Heptagenia

 

Materialliste:

Haken: TMC 3769, #12-16
Faden: Roman Moser Power Silk, braun oder Spider Web
Schwänzchen: Feinste Haarspitzen (3!) wie z.B. Dachs oder Elch
Beschwerung: Streifenblei
Körper: Straußenfedern, grau mit Bindefaden verzwirnt und anschließend in Form gestutzt
Thorax: Antrondubbing oder SLF Masterclass in entsprechenden Farben
Beine: Mikrochenille mit Niedertemperaturkauter behandelt
Flügelscheide: Rebhuhn
Kopf: Monofilstamm, quer eingebunden, gedubbt und mit Raffia überzogen

Fliege abschließend mit wasserfestem Stift auf der Oberseite bemalen und lackieren

 

Exemplar gebunden von Michael Wenzel auf TMC 3769, #12
Fotografiert von Manfred Gees