Die Oliver Edwards Hydropsyche

von Michael Wenzel

Diese Nymphe ist ein noch relativ junges Muster von mir. Ihre Entstehungsgeschichte möchte ich hier kurz darstellen. Fast immer wenn ich an ein Fließgewässer komme, schaue ich mir einige im Wasser liegende Steine genauer an. Dabei ist mir immer wieder aufgefallen wieviel freilebende Köcherfliegenlarven sich doch so in unseren Gewässern herumtreiben. Diese Larven haben die unterschiedlichsten Farbausprägungen und sind zum Teil ziemlich groß. Ich habe schon welche mit einer Körperlänge von bis zu 2,5 cm gesehen. Die Logische Schlußfolgerung daraus war natürlich auch mal Imitationen dieser Arten zu bauen, welche aber ein paar Bedingungen erfüllen sollten. Sie sollten zum einen einigermaßen realistisch aussehen, zum anderen aber nicht zu steif wirken und sie sollten auch eine ziemlich gute Stabilität aufweisen. Das war für mich eins der wichtigsten Argumente, denn diese Nymphen müssen ganz unten am Gewässergrund gefischt werden, dort wo sich die Larven aufhalten. Und genau diese Anforderungen erfüllt das hier vorgestellte Muster von Oliver Edwards perfekt!

Dabei gilt es folgendes ganz grob zu unterscheiden: Einige Arten bauen sich Gespinnströhren, die wie ein Trichter aussehen, in den dann Nahrung mit der Strömung getrieben wird. Die Larve sitzt in der Röhre, packt sich die Nahrung und verschlingt sie. Für uns als Fliegenfischer ist hier natürlich keine Nachahmung des Verhaltens möglich. Aber es gibt noch eine andere Technik. Manche Larven spinnen eine Faden, ähnlich dem einer Spinne und heften diesen an einen in der Strömung liegenden Stein. An diesem "Ankerseil" lassen sie sich ein paar cm in die Strömung treiben. Hier pendeln sie nun hin und her und packen sich alles fressbare, was ihnen in die Quere kommt. Und genau dieses Verhalten können wir als Fliegenfischer sehr erfolgreich imitieren.

Das beschwerte Vorfach incl. Nymphe wird stromab geworfen. Es ist jedoch darauf zu achten, daß die gesamte Montage nicht zu schwer ist und wie ein Stein am Boden klebt, sondern sie muß schon der Strömungsgeschwindigkeit angepaßt werden. Ideal ist es wenn Vorfach und Nymphe kurz über dem Boden schweben. Nun imitieren wir das oben beschriebene Pendeln der Nymphe, indem wir die Rutenspitze ganz leicht und langsam hin und her bewegen. Wenn nach einiger Zeit kein Biss erfolgt ist, verkürzen wir die Schnur und pendeln wieder. So kann man mit einem Wurf relativ lange fischen. Einige Puristen werden jetzt bestimmt die Nase rümpfen und zetern, was das denn noch mit Fliegenfischen zu tun hätte. Ich kann dazu nur sagen: Nicht irritieren lassen, denn die Erfolge sprechen für sich! Natürlich kann man die Nymphe auch in der Dead-Drift anbieten und sie dann zum Schluß der Drift aufsteigen lassen, aber versucht doch mal die beschriebene Methode und laßt Euch überraschen!

Wie gesagt, die Muster können sehr effektiv in der Dead-Drift Methode gefischt werden und genau das wird beim Tschechischen Nymphenfischen ja auch gemacht. Trotzdem verwende ich sehr gerne, da wo es sich anbietet, die oben beschriebene Methode.

O.E.Hydropsyche

 

Materialliste:

Haken: Partridge YK4A, #08-10
Faden: Roman Moser Power Silk, oliv
Nachschieberkralle: Strauss, oliv
Beschwerung: Streifenblei
Körper: Latexstreifen, cream
Rippung: wie Bindefaden
Beine: Goldfasan in der "Veli Autti" Methode eingebunden

abschließend wird die Körperoberseite mit wasserfestem Stift bemalt.
Farben: Oliv & Schwarz

 

Exemplar gebunden von Michael Wenzel auf Partridge YK4A, #08
Fotografiert von Manfred Gees